Donnerstag, 26. September 2013

Bruderherz



„Weiß noch wie du sagtest: Nie werd‘ ich 27.“
Ich weiß es noch genau. Du hast es oft gesagt, hast dabei gelacht. Um uns herum – sie haben mitgelacht. Doch wir beide wussten genau, dass du es ernst meintest. Wussten genau, du dachtest darüber nach zu gehen. Man, ich war so sauer auf dich. Dass du erst nie was gesagt hast, dass du einfach gehen wolltest. Ich weiß noch an dem Abend im Keller, alle hatten Alkohol im Blut und ich mir Mut angetrunken. Ich habe dich angeschrien, wie viel Angst ich um dich hatte, dass ich wütend auf dich gewesen war. Du sagtest: Ich weiß. Es tut mir leid.
Wir hatten nie viel gemeinsam. Du warst aufgedreht, laut. Ich war ruhig und zurückhaltend. Aber wir haben uns ergänzt. Sind wie Geschwister aufgewachsen und du bist noch immer mein bester Freund.
Erst vor ein paar Tagen hast du von meinen Depressionen erfahren. Ich hatte dir von meiner Therapie erzählt, als wäre es das normalste der Welt. Du saßt da und konntest nicht glauben, was ich sagte.
„Das wusste ich nicht.“, hast du gesagt. Ich habe gelacht. Natürlich wusstest du es nicht. Niemand wusste es. Und plötzlich hast du mit mir über die Zeit von damals geredet, wie es dir ging, wie du dich fühltest. Wolltest mir helfen. Hast den großen Bruder gegeben, den ich nie hatte. Du warst immer mein großer Bruder und wirst es immer bleiben, manchmal merkst du es nicht, wie sehr du dich kümmerst, wie sehr du mich wie deine Schwester behandelst. Aber das zeigt, dass es ehrlich ist.
Aber weißt du, so unterschiedlich Geschwister auch sind: Etwas haben wir gemeinsam.
Wir haben’s geschafft.
Dass uns jeder glaubte, wir wären glücklich, dass uns jeder unser Lachen abgekauft hat.
Wir sind verdammt gute Schauspieler.
Aber du bist schon ein Schritt voraus, hast es aus dem Loch geschafft.
Bleib dort oben und genieße es. Danke, für deine Hand die du mir runterreichst.
Ich hab dich lieb.

Mittwoch, 11. September 2013

Kaputt



Hab gerade gemerkt wie unkreativ mein letzter Text war.
Sorry, Leute, aber im Moment geht’s nicht anders.
Ich bin einfach kaputt.  

Pissed



Ist viel passiert in letzter Zeit.
Ich war beim Arzt und hab‘ ihr von meinen Problemen erzählt, sie hat mir bestätigt dass ich Depressionen habe. Mit Überweisung und Rezept bin ich wieder raus, meine Mutter und Schwester im Lauf. Super. Jetzt wissen sie’s.
In irgendeiner Weise erleichtert es mich, sie wissen jetzt wieso ich so bin, weshalb ich so handle, aber im Moment macht meine Mutter alles schlimmer. Ich weiß ja, dass sie mir nur helfen will, aber ehrlich gesagt tut sie genau das Gegenteil.
Geh jetzt zu einer Therapie. Meine Psychologin meint, nach 6 Stunden entscheiden wir ob es stationär behandelt werden muss oder nicht. Aber so schlecht geht es mir doch eigentlich gar nicht. Zumindest denke ich das.
Am Anfang dachte ich, ich würde mir wie eine Verrückte vorkommen und mich unwohl fühlen, aber es ist ganz ok. Es ist auszuhalten. Einmal in der Woche eine Dreiviertelstunde. Überlebe ich schon. Ob es hilft ist die andere Sache. Die Zeit wird es zeigen.
Hab vor zwei Wochen eine Ausbildung als Mediengestalterin angefangen. Ich habe mich darüber gefreut, es ist mein Traumberuf. Ich denke, es macht Spaß. Aber die Depressionen machen es schwer. Ich bin müde, habe keine Lust und Motivation aufzustehen und habe Angst nicht gut genug zu sein. Es nervt. Alles nervt.
Am liebsten würde ich den ganzen Tag im Bett liegen, an die Decke starren und Musik hören.
Alle finden neue Freunde. Nur ich nicht. An meiner Arbeit sind alle älter als ich, sogar die anderen Azubis. In der Berufsschule auch und alle kennen sich untereinander. Nur ich bin allein.
Und zu schüchtern um auf sie zuzugehen. Im November habe ich 4 Wochen Schule. Ha, ich werd’s nicht überleben. Das alles ist zu viel für mich.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Meine Liste



In den letzten zwei Tagen habe ich ein Buch gelesen.
Tote Mädchen lügen nicht.
Vielleicht kennt es jemand von euch, vielleicht nicht.
Ein Mädchen nahm sich das Leben. Es sind so viele Dinge passiert, die sie zu dieser Entscheidung brachten, diese Dinge sind auf sie eingestürzt wie eine Lawine.
Und natürlich hatten Menschen etwas damit zu tun. Menschen, die diese Lawine ins Rollen brachten. Eins nach dem anderen. Bis sie ihre Entscheidung getroffen hatte.
Diese Menschen wussten nicht, was sie ihr mit ihrem Verhalten antaten. Sie hatten keinen Schimmer, was ihr Verhalten für Auswirkungen haben würde.
Das Mädchen nahm ihre Geschichte auf Kassetten auf. Jede Seite der Kassette galt einem Menschen, der ein Teil ihrer Entscheidung beigetragen hatte. In dem Buch geht es darum, wie jeder dieser Menschen die Kassetten bekommt und sie hören muss. Seine Geschichte hören muss.
Aber darüber möchte ich nicht schreiben. Nicht darüber habe ich nachgedacht.
Sondern die Liste, die das Mädchen führte.
Die Liste, auf der sie die Namen schrieb, die ihr Leid zugefügt hatten und somit unbewusst ein Teil ihrer Entscheidung wurden.
Ich habe darüber nachgedacht.
Und mein Gedanke dazu war erschreckend.
„Ich weiß, wen ich auf meine Liste schreiben würde.“, dachte ich.
Und ja, das tue ich.
Ich weiß genau, welche Namen auf meiner Liste stehen würden.
Ich weiß genau, welchen Menschen ich ihre Rolle in meinem Leben erzählen würde, wenn ich aufgeben würde. Und ich weiß auch, dass diese Menschen niemals damit rechnen würden.
Es wäre wie in dem Buch.
Denn niemand von ihnen ahnt, was sie mir antuen oder angetan haben.
Für sie war es nur ein kleiner Fehler, vielleicht ihr normales Verhalten.
Aber sie wissen nicht, wie es mich zerfrisst. Wie mich ihr Verhalten verletzt. Sie haben keine Ahnung wie kaputt ich wirklich bin. Und wie ich durch ihr Verhalten immer und immer schwächer werde.
Sie würden es erst merken, nachdem ich nicht mehr da bin.
Erst dann würden sie es bereuen. Erst dann würden sie darüber nachdenken, was sie getan haben.
Aber dann wäre es zu spät. Dann ständen sie schon längst auf der Liste.

Montag, 8. Juli 2013

Dreams do come true



Es ist viel passiert in den letzten Wochen.
Viel Großes & viel Kleines, aber das wichtigste ist: Ich bin so glücklich wie schon lang nicht mehr.
Es ist nicht perfekt, aber das wird es auch nie sein, das erwarte ich nicht.
Es wird immer die kleinen Dinge geben, die mir zu schaffen machen, aber das ist ok.

Freitag hatte ich Abschluss.
Und es fühlt sich einfach nur gut an! Natürlich wird es nach den Sommerferien seltsam für mich sein, neue Leute kennen zu lernen und einen neuen Alltag zu bekommen, aber ich freue mich darauf.
Ich habe mit dieser Schule und diesen Leuten endlich abgeschlossen und es tut einfach gut.
Ich kann jetzt neu starten!

Und vor einer Woche ist ein Traum von mir in Erfüllung gegangen.
Ich war in London.
Ich weiß nicht wie viele Jahre ich auf diesen Tag gewartet habe und er ist endlich gekommen!
Ich kann gar nicht beschreiben wie glücklich ich war und wie glücklich ich jetzt noch darüber bin.
Diese Stadt ist einfach ein Traum für mich – noch immer.
Vielleicht ist es verrückt wie sehr ich diese Stadt liebe, ich verstehe es selbst nicht, aber es ist ok, solange es mich glücklich macht.
Aber vorallem hat es mir gezeigt, dass Träume wirklich wahr werden können.
Für manche ist es vielleicht nichts Besonderes nach London zu reisen oder in ein anderes Land, aber für mich ist es das. Vor ein paar Jahren dachte ich, es wird immer ein Traum bleiben, aber ich habe ihn jetzt gelebt.
Es stimmt: Man sollte nie aufhören zu träumen und man sollte seine Träume nie aufgeben.
Vielleicht brauchen manche Träume Zeit in Erfüllung zu gehen, aber sie werden es.

Dieser Tag in London war definitiv nicht der letzte den ich dort verbracht habe.