„Weiß
noch wie du sagtest: Nie werd‘ ich 27.“
Ich
weiß es noch genau. Du hast es oft gesagt, hast dabei gelacht. Um uns herum –
sie haben mitgelacht. Doch wir beide wussten genau, dass du es ernst meintest.
Wussten genau, du dachtest darüber nach zu gehen. Man, ich war so sauer auf
dich. Dass du erst nie was gesagt hast, dass du einfach gehen wolltest. Ich
weiß noch an dem Abend im Keller, alle hatten Alkohol im Blut und ich mir Mut
angetrunken. Ich habe dich angeschrien, wie viel Angst ich um dich hatte, dass
ich wütend auf dich gewesen war. Du sagtest: Ich weiß. Es tut mir leid.
Wir
hatten nie viel gemeinsam. Du warst aufgedreht, laut. Ich war ruhig und
zurückhaltend. Aber wir haben uns ergänzt. Sind wie Geschwister aufgewachsen
und du bist noch immer mein bester Freund.
Erst
vor ein paar Tagen hast du von meinen Depressionen erfahren. Ich hatte dir von
meiner Therapie erzählt, als wäre es das normalste der Welt. Du saßt da und
konntest nicht glauben, was ich sagte.
„Das
wusste ich nicht.“, hast du gesagt. Ich habe gelacht. Natürlich wusstest du es
nicht. Niemand wusste es. Und plötzlich hast du mit mir über die Zeit von
damals geredet, wie es dir ging, wie du dich fühltest. Wolltest mir helfen. Hast
den großen Bruder gegeben, den ich nie hatte. Du warst immer mein großer Bruder
und wirst es immer bleiben, manchmal merkst du es nicht, wie sehr du dich
kümmerst, wie sehr du mich wie deine Schwester behandelst. Aber das zeigt, dass
es ehrlich ist.
Aber
weißt du, so unterschiedlich Geschwister auch sind: Etwas haben wir gemeinsam.
Wir
haben’s geschafft.
Dass
uns jeder glaubte, wir wären glücklich, dass uns jeder unser Lachen abgekauft
hat.
Wir
sind verdammt gute Schauspieler.
Aber
du bist schon ein Schritt voraus, hast es aus dem Loch geschafft.
Bleib
dort oben und genieße es. Danke, für deine Hand die du mir runterreichst.
Ich hab dich lieb.
Ich hab dich lieb.