Donnerstag, 18. April 2013

leben



Manchmal verstehe ich die Menschheit nicht. Es kommt mir vor, als wollte jeder Probleme haben, alle übertreiben, denken sich Geschichten aus, dramatisieren jedes Wort und jede Bewegung.
Jeder zweite schreibt über seine schrecklich, schwere Vergangenheit. Jeder zweite schreibt über seine Essstörung, seine Liebe zur Klinge, das Rauchen, den Alkohol, die Gewalt, seine Depressionen. Und wie viele davon, erzählen die Wahrheit? Wahrscheinlich nicht mal die Hälfte.
Ich finde es wahnsinnig traurig, dass all diese schrecklichen Dinge plötzlich nur noch eine Aufgabe und eine Bedeutung haben: Aufmerksamkeit.
Es ist traurig, aber wahr. Die meisten wollen doch nur Aufmerksamkeit. Es stimmt doch.
Sobald sie abnehmen wollen und einen Tag ein Brot weniger essen, sind sie sofort magersüchtig.
Sobald sie traurig sind und weinen, sind sie depressiv.
Sobald sie die kleinste Narbe von einer Schere haben, sind sie süchtig nach dem Schneiden.
Sobald sie von einem Menschen verletzt werden, möchten sie sterben.
Aber in Wirklichkeit weiß niemand wie es ist.
Niemand weiß, wie es sich anfühlt depressiv zu sein, wie verloren man sich wirklich fühlt.
Niemand weiß, wie schwer es wirklich ist keine Freunde zu haben, jeden Tag gemobbt zu werden und sich einsam zu fühlen.
Niemand weiß, wie es ist diese ernsthafte Krankheit namens Anorexia zu haben.
Niemand weiß, wie verzweifelt man wirklich sein muss um sich jeden und jeden Tag erneut die Klinge zu nehmen.
Niemand weiß, wie schlimm so etwas wirklich ist.
Ich weiß, dass alle eine Vergangenheit haben. Und ich weiß, dass diese nicht immer rosig war.
Aber wessen Vergangenheit ist das schon? Jeder muss durch Höhen und Tiefen gehen. So ist das Leben.
Auch ich habe Menschen verloren, habe so viel Schlechtes mitbekommen, wurde verletzt und hatte Probleme, aber ich bin glücklich. Und ich weiß, dass ich noch sehr viel mehr Dinge erfahren werde und ich weiß, dass ich noch öfter verletzt werde. Aber das ist ok. Ich habe Angst, aber auch das ist ok.
Das Leben ist nicht einfach. Und wahrscheinlich wird es das auch nie sein. Aber wozu sonst sollte man lernen zu kämpfen?

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